Moore als Archive der atmosphärischen Deposition

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Der Mensch hat nicht erst seit der Industriellen Revolution in einem globalen Maßstab zusätzlich zu natürlichen Quellen Stoffe in die Atmosphäre freigesetzt. Vielmehr lässt sich ein Einfluß anthropogener Tätigkeiten (Rodungen, Bodenbearbeitung und primitives Metall schmelzen) auf den Stoffhaushalt der Atmosphäre schon seit prähistorischen Zeiten nachweisen. Dabei waren Phasen der kulturellen Entwicklung und des Wachstums der Bevölkerung, wie bspw. die Römerzeit, mit einem verstärkten Urbarmachen der Landschaft und vermehrter Erzgewinnung verbunden. Die Völkerwanderungszeit oder die Zeit des Wütens der Pest waren dagegen durch einen Rückgang der anthropogenen Tätigkeiten gekennzeichnet.

Der Aerosolgehalt der Atmosphäre kann für die Vergangenheit nicht direkt bestimmt werden. Er ist nur über seinen Niederschlag in dafür geeignete Sedimentationsbecken fassbar. Ist man daran interessiert, die Auswirkungen der vergangenen menschlichen Aktivitäten auf den Stoffhaushalt der Atmosphäre aufzudecken, dann werden Ablagerungen benötigt, die sich mit möglichst gleichbleibender Geschwindigkeit gebildet haben, datierbare Horizonte enthalten und in der zu untersuchenden Zeit unbeeinflusst vom Mineralboden und Mineralbodenwasser geblieben sind.

Davon ausgehend wurden verschiedene geochemische Untersuchungen an Seesedimenten und an Eisablagerungen durchgeführt. Alle diese Untersuchungen konnten eine bis in die Antike zurückreichende Geschichte der Luftverschmutzung durch Schwermetalle nachweisen.

Seit den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts sind in diesem Zusammenhang auch die Regenwassermoore (ombrotrophe Moore) Gegenstand intensivster Untersuchungen. Diese Moore wachsen unabhängig vom mineralischen Grundwasser und decken ihren Stoffbedarf ausschließlich aus der Atmosphäre. Regenwassermoore sind auch heute noch, trotz umfangreicher Zerstörung in der Vergangenheit, Teil vieler Landschaften der Nord-, aber auch der Südhalbkugel. Ombrotrophe Moore sind also, zumindest gilt dies für einige Elemente, sehr gute Archive der vergangenen und heutigen atmosphärischen Deposition.

Übereinstimmend mit den Schlußfolgerungen, die aus Seesedimenten und Eisablagerungen gezogen wurden, zeigt auch die historische Interpretation von Elementgehalten in ombrotrophen Torfen einen bis mindestens in die Eisenzeit zurückreichenden Einfluss anthropogener Tätigkeiten auf den Stoffhaushalt der Atmosphäre.

 

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Wildseemoor bei Kaltenbronn
Wildseemoor bei Kaltenbronn